Photovoltaik und Genossenschaften: Erfolgsfaktoren durch Betreiber- und Liefermodelle für die Energiewende
Photovoltaik und Genossenschaften: Erfolgsfaktoren durch Betreiber- und Liefermodelle für die Energiewende
Die Energiewende in Deutschland steht vor enormen Herausforderungen, aber auch vor riesigen Chancen. Eines der wichtigsten Ziele der Bundesregierung ist es, bis 2030 den Strom zu 80 Prozent aus erneuerbaren Energien zu gewinnen und dabei eine Photovoltaikleistung von mindestens 215 GW installiert zu haben. Der Weg dorthin ist jedoch alles andere als einfach: Der aktuelle Stand von 59 GW installierter Leistung zeigt, dass noch viel Arbeit vor uns liegt. Besonders im Bereich der Mehrfamilienhäuser bleibt das Potenzial von Photovoltaikanlagen weitgehend ungenutzt. Hier sind besonders Genossenschaften gefragt, ihren Beitrag zur Energiewende zu leisten.
Genossenschaften: Vorreiter in der Energieversorgung
Genossenschaften haben sich schon immer als solidarische Gemeinschaften verstanden, die ihre Mitglieder unterstützen und deren Lebensqualität verbessern wollen. In Zeiten der Energiekrise und steigender Strompreise könnten sie eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung von Photovoltaik auf Mehrfamilienhäuser spielen. Die Installation von Solaranlagen bietet nämlich eine nachhaltige Energiequelle sowie die Möglichkeit, die Stromkosten für die Bewohner deutlich zu senken und die Abhängigkeit vom öffentlichen Stromnetz zu verringern.
Doch die Realität sieht anders aus: Von den rund 3,3 Millionen Mehrfamilienhäusern in Deutschland sind gerade einmal 0,27 Prozent mit Photovoltaikanlagen ausgestattet, die den erzeugten Strom direkt an die Bewohner verteilen. Hier liegt ein enormes ungenutztes Potenzial, das dringend erschlossen werden muss, um die gesteckten Klimaziele zu erreichen.
Die Herausforderungen der Photovoltaik auf Mehrparteienhäusern
Der Ausbau der Photovoltaik auf Mehrfamilienhäusern ist jedoch alles andere als einfach. Ein wesentlicher Grund dafür ist die hohe Komplexität, die mit solchen Projekten einhergeht. Während bei Einfamilienhäusern die Entscheidung, eine Solaranlage zu installieren, meist von einer einzigen Partei getroffen wird, gestaltet sich die Situation bei Mehrfamilienhäusern deutlich schwieriger. Hier treffen verschiedene Interessen aufeinander – von Eigentümergemeinschaften über Einzeleigentümer bis hin zu Genossenschaften und Immobilienunternehmen.
Darüber hinaus sind in Mehrfamilienhäuser - wie der Name schon sagt - mehrere Parteien mit individuellen Stromverbräuchen vertreten, was die faire Verteilung des erzeugten Solarstroms und die entsprechende Abrechnung erschwert. Die Installation erfordert zudem ein hohes Maß an technischem Know-how und ist mit erheblichen Investitionen verbunden. Dennoch gibt es Wege, diese Herausforderungen zu meistern und Photovoltaikprojekte erfolgreich umzusetzen.
Betreibermodelle für Genossenschaften: Vom Eigentumsmodell bis zum Contracting
Im ersten Schritt gilt es, ein Betreibermodell auszuwählen, das am besten zu den Bedürfnissen passt. So gibt es verschiedene Ansätze, die jeweils ihre eigenen Vor- und Nachteile mit sich bringen:
Das Eigentumsmodell: Hier übernimmt die Genossenschaft die volle Verantwortung für die Solaranlage, von der Finanzierung und Planung über die Installation bis hin zur Wartung. Dies ermöglicht maximale Kontrolle und potenziell die größten Einsparungen, erfordert jedoch auch hohe Anfangsinvestitionen und technisches Know-how.
Das Pachtmodell: In diesem Modell investiert die Genossenschaft in die Solaranlage, verpachtet jedoch den Betrieb an einen Dritten. Die Genossenschaft profitiert dann von den Pachteinnahmen und vermeidet den hohen organisatorischen Aufwand, behält jedoch die Kontrolle über die Anlage.
Das Contracting-Modell: Dieses Modell minimiert den Aufwand für die Genossenschaft, da eine dritte Partei die Finanzierung und den Betrieb der Anlage übernimmt. Die Genossenschaft stellt lediglich die Dachfläche zur Verfügung und profitiert von den Vorteilen der Solarenergie, ohne selbst investieren zu müssen. Allerdings geht die Anlage nicht in den Besitz der Genossenschaft über. Der damit verbundene Grundbucheintrag stellt für viele Genossenschaften ein Ausschlusskriterium dar.
Mieterstrom vs. Gemeinschaftliche Gebäudeversorgung: Die Wahl des richtigen Liefermodells
Soll der erzeugte Solarstrom direkt von den Bewohnern des Hauses genutzt werden, muss ein Liefermodell gewählt werden. Hier stehen zwei Optionen zur Verfügung: das Mieterstrommodell und die Gemeinschaftliche Gebäudeversorgung. Beide Modelle haben ihre Besonderheiten:
Mieterstrom: Der Betreiber der Solaranlage übernimmt die Rolle des Energieversorgers und versorgt die Bewohner mit Solarstrom sowie mit Reststrom aus dem öffentlichen Netz. Die Bewohner müssen ihre bisherigen Stromverträge kündigen und einen neuen Mieterstromvertrag mit dem Mieterstromanbieter abschließen.
Gemeinschaftliche Gebäudeversorgung: Dieses Modell ermöglicht es den Bewohnern, den erzeugten Solarstrom zu nutzen, ohne dass der Betreiber als vollständiger Energieversorger auftritt. Die Bewohner schließen zwei Verträge ab – einen für den Solarstrom und einen für den Reststrom mit einem Anbieter ihrer Wahl. Diese Trennung ermöglicht größere Flexibilität und potenziell höhere Einsparungen.
Fazit: Gemeinsam in eine grüne Zukunft
Photovoltaik auf Mehrfamilienhäusern ist eine komplexe, aber lohnende Herausforderung. Genossenschaften haben das Potenzial, eine Vorreiterrolle in der Energiewende einzunehmen und ihren Mitgliedern nicht nur eine nachhaltige, sondern auch eine kostengünstige Energieversorgung zu bieten. Die Wahl des richtigen Betreiber- und Liefermodells sind entscheidend, um die vielen Vorteile der Solarenergie voll ausschöpfen zu können. Mit einer gemeinschaftlichen Herangehensweise kann der Traum von einer grüneren Zukunft Realität werden – für die Genossenschaft und für die Gesellschaft insgesamt.
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